5D

Performances:
Performance in der Kleinen Orangerie, 2022, Schloss Charlottenburg, Berlin
saasfee*interventions #1 samantha bohatsch, 2022, saasfee* pavillon, Frankfurt am Main
Project:
room 209, Chateau Royal, Berlin

5D, 2022, performance, audio (14:55 min)

Inspiriert von der Großstadt, von Orten, an denen man seine Jugend verbracht hat und von Momenten, die emotionale Spuren hinterlassen haben - Samantha Bohatsch setzt sich in einer Reading Performance mit der Frage auseinander, inwiefern das jetzige als auch das vergangene soziale Umfeld die Entwicklung eines Menschen prägen können. Losgelöst von Zeit und Raum, lässt Bohatsch verschiedene Erzählstränge aufeinandertreffen und zwischen Verschmelzung und Eigenständigkeit oszillieren. Diese ausschnitthaften Narrative erinnern auf eine vertraute Art und Weise an die von uns auf unseren Smartphones täglich ausgetauschten Sprachnachrichten. Sie geben intime Momente wieder, gewähren Einblicke in das Innenleben und offenbaren Informationen, die man sonst nur mit den engsten Vertrauten teilt. Indem Bohatsch die Erzählstränge miteinander verwebt und sie mit einer besonderen Ruhe vom Handydisplay abliest, überträgt sich die Intimität der Nachrichten auch in den Raum. Die Antworten müssen wir zwischen den Zeilen finden.

Text: Vivien Kämpf

Soundscape: Alie O.
Design Support: Susann Massute
Fotografie Dokumentation: Frederiek Weda, Tomas Maglione

GIGI PT2

Exhibition:
gossip, fleeting moments, and performances, 2021, Kurfürstendamm, Berlin

 

Gigi pt 2, 2021, video (01:46 min)

DE
Samantha Bohatschs Videoarbeit Gigi pt 2 (2021) ist eine Neuproduktion für gossip, fleeting moments, and performances. Bohatschs Assoziation mit Gossip lässt eine einsame Traurigkeit aufkommen, die Raum einnimmt: das Ich des Texts, Gigi, stellt sich den Leser:innen in all ihrer/seiner emotionalen Verletzlichkeit und Ausweglosigkeit: “I am so lonely, but can’t be with anyone.” In An Archive of Feelings verweist Ann Cvetkovich auf eine Art radikales Archiv an Emotionen, das queere (dort: lesbische und schwule) Geschichte ein- und erfordert, um Intimität, Sexualität, Liebe und Aktivismus zu dokumentieren. Bohatschs Gigi pt 2 lässt sich als Teil dieser queeren Radikalität lesen und handelt trotzdem letztlich (auch) von einer ganz grundlegenden, allgemeinen Erfahrung des Alleinseins – ein Gefühl, das Resonanz finden dürfte bei einigen der vorbeieilenden Passant:innen auf der anonymisierten vorweihnachtlichen Shopping-Meile Ku’damm. Die Umsetzung und Übertragung des Texts auf die digitale Vitrinenwerbefläche erinnert an die Ästhetik von AppleMusic oder Karaoke-Videos, bei denen die aktuelle Textzeile hervorgehoben ist, der Kontext aber immer sichtbar bleibt. So entsteht eine Bildsprache, die vielen der Passant:innen sehr vertraut sein dürfte: ein trauriges Lied zum Mitsingen, das den Schmerz, die Emotion und Einsamkeit einer jeder Karaokesänger:in ausdrückt – ganz so als wäre es nur für einen selbst geschrieben worden. Samantha Bohatschs Vitrinenarbeit wird erweitert um eine reading performance.

EN
Samantha Bohatsch's video work Gigi pt 2 (2021) is a new production for the project gossip, fleeting moments, and performances. Bohatsch's association with Gossip suggests a lonely sadness that takes up space: the I of the text, Gigi, confronts the reader(s) in all his/her emotional vulnerability and hopelessness: "I am so lonely, but can't be with anyone." In An Archive of Feelings, Ann Cvetkovich points to a kind of radical archive of emotions that queer (there: lesbian and gay) history enters and requires in order to document intimacy, sexuality, love, and activism. Bohatsch's Gigi pt 2 can be read as part of this queer radicality and yet is ultimately (also) about a very basic, general experience of being alone - a feeling that is likely to resonate with some of the passers-by on the anonymized pre-Christmas shopping mile Ku'damm. The transposition and transfer of the text onto the digital showcase advertising surface is reminiscent of the aesthetics of AppleMusic or karaoke videos, in which the current line of text is highlighted, but the context always remains visible. The result is a visual language that will be very familiar to many of the passers-by: a sad song to sing along, which expresses the pain, emotion and loneliness of every karaoke singer - as if it had been written just for you. Samantha Bohatsch's showcase work is extended by a reading performance.

Text: Anja Lückenkemper

Design: Susann Massute
Video: Julian Braun
Fotografie Dokumentation: Victoria Tomaschko

GIGI PT1

Exhibition:
Gossip, Scandal and Good Manners, 2021, Görlitzer Park, Berlin

Gigi pt 1, 2021, Plakatwand, 356 cm x 252 cm

DE
Gigi pt 1 (2021) zitiert die Ästhetik eines Moodboard und zeigt, neben der Geschichte des Görlitzer Parks in Berlin, auch die Inspiration für die Videoarbeit Gigi pt 2 (2021). Die dazugehörige Playlist konnte über einen QR-Code auf dem Plakat abgerufen werden.

EN
Gigi pt 1 (2021) cites the aesthetics of a mood board and, in addition to the history of Görlitzer Park in Berlin, also shows the inspiration for the video work Gigi pt 2 (2021). The associated playlist was accessible via a QR code on the poster.

Design Support: Susann Massute

TC

Exhibition:
Sub Rosa: Samantha Bohatsch - TC, 2020, Galerie Bernau, Bernau bei Berlin, Germany

DE
TC (2020)
ist der dritte und letzte Teil der Trilogie IMR / SWM / TC. TC - Take Care - handelt von einer Fahrt durch die Nacht. Einer Heldenreise. Ein Stern zeigt der Protagonistin den Weg. Und wird zu einer Supernova.

EN
TC (2020)
is the third and last part of the IMR / SWM / TC trilogy. TC – Take Care - is about a journey through the night. A hero's journey. A star shows the protagonist the way. And becomes a supernova.

TC, 2020, mixed media: fabric, led light strip, 2-channel-sound installation (3:34 min), video

DE
Eine Stimme erzählt eine Geschichte über eine Reise in eine nächtliche Landschaft. Ein Gesicht leuchtet auf, ihre scharfen Konturen heben sich ab, durch das Licht des Handydisplays. Ein Stern bildet sich im Hintergrund. Auf den Kanten einer Auto-Felge liest sich im Uhrzeigersinn die Aufschrift: “I will always love you” (engl. = Ich werde dich immer lieben).

Tagsüber sorgt eine bestimmte Stelle im Auge, genannt der “Gelbe Fleck”, dafür, dass wir feine Details sehen können. Im Dunkel bekommt die Stelle zu wenig Licht und unsere Sicht wird unscharf. Aber richten wir den Blick genau neben das Objekt, und wird das Licht so zu einer Stelle neben dem Gelben Fleck gelenkt, können wir scharf sehen. Nachts ein Stern am Himmel zu beobachten, glückt am besten, wenn wir genau daneben schauen.

Samantha Bohatsch verweist in ihrer neuen Arbeit TC auf Phänomene, die sich zeitversetzt und ortsgebunden sichtbar machen. TC handelt von Geschwindigkeit, Angst, Aufbruch, Explosionen, Hoffnung und astronomische Ereignisse. Das Werk besteht aus einer Intervention, einer Sound- und einer Videoarbeit und wurde parallel auf die Website der Galerie Bernau, auf dem SoundCloud-Account der Künstlerin und auf dem Instagram-Kanal des Online-Magazins Passe-Avant präsentiert. TC bedeutet Take Care und ist der dritte und letzte Teil einer Reihe von Soundarbeiten (IMR und SWM), die Samantha Bohatsch im Jahr 2020 präsentiert.

Text: Frederiek Weda

Sounddesign: Alie O.
Video: Julian Braun
Design: Susann Massute
Photography: Paul Niedermayer

SWM

Exhibition:
Eins zu Eins Festival, 2020, Alte Münze, Berlin, Germany

DE
SWM (2020) ist der zweite Teil der Trilogie IMR / SWM / TC. SWM - Shine With Me - handelt von Grenzen und deren Auflösung. Wenn zwei zu eins werden, etwas über etwas anderes gestülpt und dadurch verdeckt wird. Es geht um die Sehnsucht danach, wie etwas sein könnte und es ganz anders wird, sobald es da ist. Wie es ist, nicht dem zu entsprechen, was als wertvoll eingestuft wird. Und wer das zu bestimmen hat.

EN
SWM (2020) is the second part of the IMR / SWM / TC trilogy. SWM - Shine With Me - is about borders and their dissolution. When two become one, something is placed on top of something else and thus covered up. It's about the longing for how something could be and how it becomes completely different as soon as it is there. What it is like not to conform to what is considered valuable. And who’s in power to determine that.

SWM, 2020, mixed media: fabric, aluminium bar, chains, alloy wheels, 2-channel-sound installation (3:32 min)

Pictures by Jonas Fischer

IMR

Publication:
Quantified Selves: Vulnerable Bodies, 2020, Frankfurt am Main / Seoul (KR)

DE

IMR (2020) ist der erste Teil der Trilogie IMR / SWM / TC der Künstlerin Samantha Bohatsch. In IMR - kurz für ‘In My Room’ - treffen sich zwei Menschen online und in der sogenannten realen Welt. Die vermeintliche Grenze schwindet, wenn es sie überhaupt jemals gab. Im Zentrum von Bohatschs Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Gefühlen und Empfindungen.

Bohatsch’s Texte sind reich an intertextuellen Verweisen (UFO36, Lady Gaga u.a.), die in tagebuch-artigen Passagen und Wunschvorstellungen eingebettet werden. Sie sprechen über romantische Gefühle, Zweifel und Enttäuschungen, ihre Sprache ist im Kontrast dazu immer reduziert und pointiert. Großen Gefühle sind die Signatur der Jugend, Adoleszenz ist eine Episode, die von Um- und Aufbrüchen gekennzeichnet ist.

Persönliche Erzählungen werden mit kollektiven Erfahrungen verflochten und schaffen Charaktere, mit denen eine Identifikation leicht fällt. Samantha Bohatsch kreist dabei um die Frage, wie sich Beziehungen und  Begehren, aber auch Freundschaften in Zeiten der Social Media verändern.

Text: Elena Malzew

BB

Exhibition:
Körper. Blicke. Macht., 2020, Kunsthalle Baden-Baden, Baden-Baden, Germany

DE
Die Ruinen werden durch eine Soundarbeit der Künstlerin Samantha Bohatsch (*1984) akustisch angereichert, die sich mit den Gegebenheiten des Ortes sowie dem menschlichen Körper und seinen Grenzen auseinandersetzt. Das Werk besteht aus zwei Kanälen mit sich abwechselnden Monologen, die unter anderem von Begegnungen und Ritualen, weiblichen Badenden und Nymphen, Ritualen, Flüssigkeiten, Aggregatszuständen und Schichtungen, sowie Kristallen und Mineralien handeln.
(Auszug aus Katalog Körper. Blicke. Macht, Kunsthalle Baden-Baden, HatjeCantz, Berlin, 2020)

EN
The Ruins are acoustically enriched by a sound work by artist Samantha Bohatsch (*1984), which deals with the characteristics of the site, as well as the human body and its limit. The work consists of two channels with alternating monologues that focus on, among other things, encounters and rituals, female bathers and nymphs, states of aggregation and stratification, crystals and minerals.
(Extract from catalogue Körper. Blicke. Macht, Kunsthalle Baden-Baden, HatjeCantz, Berlin, 2020)

 

BB, 2020, 2-channel-sound installation (3:32 min)
installation views, Körper. Blicke. Macht, 2020, Kunsthalle Baden-Baden, Baden-Baden, Germany

Pictures by Judit Fruzsina Jesse / Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 2020

BB (in isolation)

Screening:
BB (in isolation), 2020, on IGTV and YouTube, in collaboration with Passe-Avant and Kunsthalle Baden-Baden

DE
Ein Avatar steht in einem Penthouse mit Pool, umgeben von einer Großstadt bei Sonnenuntergang. Er hält ein Mobiltelefon in der Hand und erzählt von einer Begegnung, die er nicht vergessen kann. Die Videoarbeit „BB (in isolation)“ (2020) basiert auf dem Soundpiece „BB“ (2020), das ich Anfang des Jahres für die Ausstellung „Körper. Blicke. Macht.“ in der Kunsthalle Baden-Baden entwickelt hatte. Durch COVID war die Ausstellung einen Großteil der Laufzeit geschlossen, woraufhin PASSE-AVANT und die Kunsthalle Baden-Baden mich einluden, die Arbeit für eine Onlinepräsentation weiterzuentwickeln. Premiere feierte „BB (in isolation)“ im April 2020 auf IGTV.

EN
An avatar stands in a penthouse with a pool, surrounded by a big city at sunset. They hold a mobile phone in one hand and tell of an encounter that they cannot forget. The video work “BB (in isolation)” (2020) is based on the soundpiece “BB” (2020) that I created for the exhibition “Body. Looks. Power. ” at Kunsthalle Baden-Baden. Due to COVID, the exhibition was closed for a large part of the duration, whereupon PASSE-AVANT and the Kunsthalle Baden-Baden invited me to further develop the work for an online presentation. "BB (in isolation)" premiered in April 2020 on IGTV.

BB (in isolation), 2020, online performance, video (3:36 min), digital rendering, performance text

PALLAS

Exhibition:
Pallas, 2019, Goeben Berlin, Berlin

DE
What's love got to do, got to do with it? What's love but a sweet old-fashioned notion?*
Inspiriert durch die schicksalhafte Beziehung der beiden griechischen Göttinnen Pallas und Athena, verwandelt Samantha Bohatsch den Projektraum flamingo für seine zweite Ausstellung in einen Raum bühnenhafter (Re-)Inszenierung. Ihre multimediale Installation lässt sie durch malerische, skulpturale, räumliche und performative Eingriffen entstehen. Hier treffen eigene und gefundene, subjektive und kollektive sowie zeitgenößische und historische Narrationen zusammen, deren Erzählstränge Bohatsch zwischen Verschmelzung und Eigenständigkeit oszillieren lässt. So wird nicht nur die Authentizität jener mythologischen Sage und ihre Überlieferung einer zeitgemäßen Überprüfung und Fortschreibung unterzogen, sondern insbesondere eine abstrakte Projektionsfläche geschaffen. Die Ausstellung “Pallas” kreiert damit einen offenen Kontext, in welchem diversen Identitäten ein Raum für Identifikation zugesprochen wird und in welchem nicht nur opposites attract*.

*Whats love got to do with it, Tina Turner, 1984.

Text von Hendrike Nagel

 

EN
What's love got to do, got to do with it? What's love but a sweet old-fashioned notion?*
Inspired by the fateful relationship between the Greek goddess Athena and the warrioress Pallas, Samantha Bohatsch transforms the flamingo project space–for its second solo exhibition–into a scene of stage-like (re-)enactment. Through painterly, sculptural, spatial, and performative interventions, she creates a multimedia installation, which balances different temporalities. Personal and found, subjective and collective as well as contemporary and historical narratives come together, whose threads oscillate between fusion and independence. Her installation not only reviews and questions the authenticity of the mythological saga and its heritage, but also arouses an abstract projection surface. The exhibition "Pallas" thus creates an open context in which diverse identities are assigned a space for identification and in which not only opposites attract*.

*Whats love got to do with it, Tina Turner, 1984.

Text by Hendrike Nagel

 

Pallas, 2019, mixed media: fabric, aluminium bar, chains, acrylic on wall, audio (2:51 min), vinyl
o.T., 2019, risograph, water color

installation views and performance documentation, Pallas, 2019, Goeben Berlin, Berlin

Pictures by Stefan Haehnel